Bärenmarkt in China: Chance oder Falle?

15:07 15. März 2022
  • Der chinesische CHNComp notiert seit Jahresbeginn 25 % niedriger
  • Der Index notiert fast 30 % unter dem Pandemie-Tiefstand von 2020
  • Wegen des Wiederaufflammens der Covid-Pandemie verhängt China neue Lockdowns 
  • Regulatorische Maßnahmen belasten den chinesischen Technologiesektor
  • Die politische Allianz zwischen China und Russland gilt ebenfalls als Risikofaktor
  • Das Coronavirus – ein unterbewertetes Risiko?

Derzeit ist die Aufmerksamkeit der Welt auf die russische Invasion in der Ukraine gerichtet. Die Rückkehr eines großen militärischen Konflikts nach Europa hat eine jahrzehntelange Friedensperiode auf dem Alten Kontinent beendet und Schockwellen durch die Finanzmärkte geschickt. Und das weltweit. Auch die chinesischen Indizes verbuchten in jüngster Zeit heftige Verluste, aber der Krieg in der Ukraine war nicht der Haupttreiber der Stimmung im Land. Heute nun – ein weiterer Handelstag, der von starken Verkäufen geprägt war. Das Minus bei den wichtigsten chinesischen Indizes lag zwischen 4 und 6 %. Werfen wir daher einen genaueren Blick auf die Situation am chinesischen Aktienmarkt und versuchen zu beantworten, ob die Misere bereits vorbei ist:

Covid belastet weiterhin die chinesische Wirtschaft

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Seit Jahresbeginn hat der chinesische CHNComp-Index 25 % verloren und notiert jetzt 50 % unter seinem Höchststand von Anfang 2021. Der Absturz am chinesischen Aktienmarkt wurde jedoch nicht durch den Krieg in der Ukraine ausgelöst, sondern durch das Wiederaufflammen der Covid-Pandemie im Lande. Heute wurde die höchste Zahl neuer Covid-Fälle seit Februar 2020 gemeldet. Auch in anderen Teilen der Welt werden weiterhin neue Covid-Fälle gemeldet, aber die Reaktion der Märkte ist nicht so heftig wie im Falle Chinas. Warum? China verfolgt seit Beginn der Pandemie eine Null-Covid-Politik. Das heißt, die Volksrepublik ist schnell dabei, strenge Beschränkungen zu verhängen, um einen lokalen Ausbruch des Virus zu bekämpfen. Das hat zur Folge, dass die Wirtschaftstätigkeit im Land und die Mobilität beeinträchtigt werden.

Ein Schlag für die chinesische Ökonomie. Und wie kräftig er trifft oder auch nicht, wird davon abhängen, wie schnell China neue Ausbrüche eindämmt. In den Städten Shenzhen und Langfang wurden bereits Abriegelungsmaßnahmen angekündigt, und in der Provinz Jilin dürfte eine Lockdown-Entscheidung unmittelbar bevorstehen. Dort ist es schon zu einer Häufung neuer Fälle gekommen. Aufgrund der Unterbrechung von Lieferketten werden sich die Lockdowns in China auch als ein Schlag für die Weltwirtschaft erweisen. Foxconn, Toyota und Volkswagen haben bereits angekündigt, dass sie die Produktion in den abgesperrten Gebieten aussetzen müssen.

Risse in der Tech-Fassade

Aber Covid-19 ist nicht der einzige Faktor, der chinesische Aktien in letzter Zeit unter Druck setzt. Der stärkste Ausverkauf ist im chinesischen Technologiesektor zu beobachten. Dies ist das Ergebnis des langjährigen Streits zwischen den Vereinigten Staaten und China über die Datensicherheit. Die USA haben die Teilhabe chinesischer Technologieunternehmen an ihrer Wirtschaft deutlich beschnitten. China wiederum hat Vorschriften erlassen, die nach allgemeiner Lesart mehr dem Staat und weniger den Kunden dienen. Überdies wird erwartet, dass bald weitere Vorschriften zur Kontrolle von Internetunternehmen erlassen werden. Die Pattsituation im technologischen Wettstreit zwischen den USA und China birgt auch die Gefahr, dass chinesische Technologieaktien von den US-Börsen genommen werden. Über einen solchen Schritt wird jedoch schon seit über einem Jahr gemunkelt, ohne dass bisher etwas geschehen ist.

Politische Unsicherheit

Die anhaltenden Maßnahmen zur strengeren Regulierung chinesischer Technologieunternehmen und die sich verschlechternde Pandemie-Situation sind zwar die Hauptursachen für die jüngste Underperformance chinesischer Aktien. Aber der Krieg in der Ukraine hat ebenfalls einen gewissen Einfluss. Genauer gesagt, die Haltung Chinas in diesem Krieg. China setzt sich zwar für eine diplomatische Lösung ein, hat es aber auch versäumt, die russische Aggression zu verurteilen. Die Vereinigten Staaten warnten China, dass es mit Sanktionen gegen seine eigene Wirtschaft rechnen müsse, sollte das Land sich entscheiden, Russland mit militärischer Ausrüstung zu beliefern. Da die chinesischen Behörden der wirtschaftlichen Verfassung ihres Landes mehr Beachtung schenken als die russischen Behörden, könnten solche Warnungen Peking dazu veranlassen, zweimal nachzudenken, bevor es etwas unternimmt. 

Aktienausverkauf in China – eine Chance?

Es ist nicht leicht zu beurteilen, ob der derzeitige Ausverkauf in China eine Kaufgelegenheit oder eine Falle für die Bullen ist. Das Risiko, dass China Russland militärisch unterstützt, ist nicht völlig auszuschließen. Ein solcher Schritt würde jedoch eine Reaktion der Vereinigten Staaten provozieren. Und es dürfte unwahrscheinlich sein, dass China seine Wirtschaft aufs Spiel setzen würde, um Russland zu unterstützen, das unter den westlichen Sanktionen zusammenbricht. Während ein Schulterschluss mit Russland China langfristig helfen könnte, die Vereinigten Staaten als Weltwirtschaftsführer zu entthronen, wären die kurzfristigen Auswirkungen eines solchen Schrittes für die chinesische Wirtschaft verheerend. Ganz zu schweigen davon, dass der Krieg in der Ukraine und das damit zusammenhängende russische Verbot von Getreideexporten die Lebensmittellieferungen nach China einschränken. Die Beteiligung an einem Konflikt könnte das noch problematischer machen. Das größte Risiko für China - übrigens immer noch weitgehend unterbewertet - scheint die anhaltende Zunahme neuer Covid-Fälle und die daraus resultierenden Lockdowns zu sein. Stellt sich hier keine Besserung ein, dürften die chinesischen Indizes unter Druck bleiben.

Ein Blick auf das Forward-KGV des Hang Seng China Composite (CHNComp) zeigt, dass die Bewertung des Index noch nicht auf ein extrem niedriges Niveau gefallen ist. Das Verhältnis ist unter 7 gesunken, wie es auch während der Covid-Panik der Fall war. Im Jahr 2016 war dieses Verhältnis jedoch sogar schon einmal auf 6 gefallen, was darauf hindeutet, dass noch etwas Spielraum für einen weiteren Ausverkauf besteht. Insbesondere in Anbetracht der schlechten Q1-Berichtssaison in China und der sich derzeit auftürmenden Risiken. In der Vergangenheit war ein Rückgang des Forward-KGV unter 6 eine Chance.

Das Forward-Kurs-Gewinn-Verhältnis für den CHNComp-Index fiel unter 7, aber in der Vergangenheit wurden Werte unter 6 als Chance betrachtet. Quelle: Bloomberg, XTB Research

Ein Blick auf die Charts

Wie wir bereits erwähnt haben, notiert der CHNComp-Index seit Jahresbeginn 25 % niedriger. Der Index fiel nicht nur unter die Tiefststände von 2020, die während der Covid-19-Panik erreicht wurden, sondern auch unter die Tiefststände von Anfang 2016. Die Sorgen über den Zustand der chinesischen Wirtschaft waren schon vor dem jüngsten Anstieg der Covid-Fälle vorhanden, da die steigenden Rohstoffpreise das Risiko einer wirtschaftlichen Wachstumsabschwächung erhöhten. Der Index befindet sich im freien Fall und nähert sich einer Mischung aus zwei langfristigen Unterstützungen im Bereich von 5.700 Punkten: 161,8%-Retracement der Erholung nach der Pandemie und 127,2%-Retracement der Aufwärtsbewegung von 2016-2017. Mit dem KraneShares CSI China Internet ETF (KWEB.US) können Anleger in den chinesischen Internetsektor investieren, der sich derzeit unterdurchschnittlich entwickelt.

Der Hang Seng China Composite (CNHComp) brach auf ein Niveau ein, das seit Oktober 2008 nicht mehr erreicht wurde. Quelle: xStation 5

Anleger können auch den KraneShares CSI China Internet ETF (KWEB.US) nutzen, um in den chinesischen Internetsektor einzusteigen. Dieser ETF ist seit seinem Höchststand Mitte Februar 2021 um 80% gefallen! Quelle: xStation 5

Maximilian Wienke, CFTe
Marktanalyst bei XTB
maximilian.wienke@xtb.de

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