Snapchat-Aktie sinkt vorbörslich um 30% wegen schwacher Aussichten

Das Technologieunternehmen Snap Inc. hat gestern eine beunruhigende Erklärung abgegeben, die zum Teil an die US-Börsenaufsicht geschickt wurde. Das Unternehmen senkte seine vierteljährlichen Wachstumsprognosen und verwies auf das sich verschlechternde makroökonomische Umfeld. Wird die Erklärung von Snapchat zu einem weiteren kaskadenartigen Ausverkauf und einer Verschlechterung der Stimmung unter den Technologieunternehmen führen, ähnlich wie es zuvor bei Netflix der Fall war?

• Die von Snapchat im April veröffentlichte Umsatzwachstumsprognose von 20-25% wird gesenkt und erneut revidiert werden müssen.
• Das Unternehmen gab bekannt, dass es seine Umsatzwachstumsziele für das Quartal nicht erreichen wird. CEO Evan Spiegel beabsichtigt, die Ausgaben des Unternehmens zu kontrollieren und wird bis Ende 2022 nur 500 neue Mitarbeiter einstellen, eine deutlich niedrigere Zahl als die 2.000 Mitarbeiter, die 2021 eingestellt wurden. Der skizzierte Plan ähnelt den zuvor veröffentlichten Plänen von Meta Platforms und Twitter, die ebenfalls in diesem Jahr Kosten einsparen wollen.
• „Wir halten es für wahrscheinlich, dass der Umsatz und das bereinigte EBITDA unter dem unteren Ende unserer Prognose für das zweite Quartal 2022 liegen werden", sagte CEO Evan Spiegel. „Das erste Quartal 2022 hat sich als schwieriger erwiesen, als wir erwartet haben", und "während unser Umsatz im Jahresvergleich weiter wächst, wächst er langsamer, als wir zu diesem Zeitpunkt erwartet haben", stellte er ebenfalls fest.
• Laut Spiegel hat das Unternehmen derzeit mit untypischen Problemen zu kämpfen: Die grassierende Inflation und steigende Zinsen führen dazu, dass die Kunden ihre Käufe einschränken und die Nachfrage nach Ratenkaufprodukten sinkt. Auch der unter anderem von Apple eingeführte Schutz der Privatsphäre auf iPhones beeinträchtigt das Geschäft von Snap, während der Krieg in der Ukraine die Zahl der Kunden verringert.
• Steigende Inflation und Zinssätze in Verbindung mit Unterbrechungen der Lieferketten haben dem gesamten Technologiesektor zugesetzt, der kürzlich einen der größten Ausverkäufe in der Geschichte verzeichnete.
• Snapchat wurde zu einem sehr hohen Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV 49,4 gegenüber 37,7 für die Tech-Branche) und Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV 10,6) im Vergleich zum Branchendurchschnitt gehandelt. Das Unternehmen gehört zu den so genannten Wachstumsunternehmen, bei denen steigende Umsätze ein Vorwand für sehr hohe Bewertungen waren. Vor dem Hintergrund einer komplizierteren makroökonomischen Situation und Änderungen in der Geldpolitik geht den Wachstumsunternehmen buchstäblich die Luft aus. Deshalb ist die Aussicht auf eine begrenzte Fähigkeit, Einnahmen zu generieren, besonders beunruhigend. Trotz boomender Umsätze ist Snapchat immer noch kein profitables Unternehmen, und die hohe Prämiennotierung bedeutet, dass das Potenzial für weitere Rückgänge weiterhin besteht.
• Das Kurs-Buchwert-Verhältnis von Snapchat (10,6) ist im Vergleich zu anderen Technologieunternehmen wie Meta Platforms (4,67) oder Netflix (4,72) immer noch deutlich höher.
• Die von Snapchat gemeldeten Nachrichten sind bereits auf den Markt übergeschwappt und haben Druck auf andere Tech-Aktien ausgeübt. Im vorbörslichen Handel fallen die Aktien von Meta Platforms, Twitter und Google.
• Wenn Snapchat den heutigen Handelstag in der Nähe der 15-USD-Marke beginnt, würde dies einen Rückgang von fast 80% gegenüber dem Allzeithoch bedeuten. Dies ist ein massiver Ausverkauf, der nur 7 Monate gedauert hat. Das Unternehmen hat jedoch immer noch eine Basis von mehr als 330 Millionen Nutzern weltweit, die seine Dienste eifrig nutzen. Einige aggressive, langfristig orientierte Anleger könnten nach Gelegenheiten in kürzlich verlorenen Wachstumsunternehmen wie Netflix und Snapchat suchen. Gleichzeitig teilte Spiegel mit, dass: „Wir sind weiterhin begeistert von den langfristigen Wachstumschancen für unser Unternehmen (...) Unsere Community wächst weiter und wir sehen weiterhin ein starkes Engagement bei Snapchat, und wir sehen weiterhin bedeutende Möglichkeiten, unseren durchschnittlichen Umsatz pro Nutzer langfristig zu steigern."

Snap (SNAP.US) im D1-Chart. Die Aktie hat sich seit Beginn der Pandemie in einem sehr dynamischen Aufwärtstrend bewegt. Der Kurs ist von den Tiefstständen im März 2020 um fast 1500 % in die Höhe geschossen, da die Menschen mehr Zeit mit der App verbrachten und zu Hause blieben. In der zweiten Jahreshälfte 2021 stürzten die Kurse jedoch nach schwachen Quartalsergebnissen ab. Seitdem befindet sich die Aktie in einem dynamischen Abwärtstrend. Sollte es den Käufern gelingen, die Unterstützung bei 15 USD zu verteidigen, könnte eine Aufwärtskorrektur in Richtung des 20-USD-Bereichs eingeleitet werden. Sollte sich die derzeitige Stimmung durchsetzen, könnte sich der Ausverkauf in Richtung der psychologischen Unterstützung bei 10 USD beschleunigen. Quelle: xStation 5