Makro-Analyse: Fed stoppt Straffung, düstere Daten aus Europa

18:03 22. März 2019

++ Federal Reserve stoppt geldpolitische Straffung, Norges Bank erhöht Leitzins ++ Daten aus Großbritannien im Schatten der Brexit-Entwicklungen ++ EMIs aus Europa enttäuschen erneut ++

Zentralbanken dominierten die Woche
Diese Woche wurde von den Zentralbanken dominiert, wobei der Zinsentscheid der Fed das Highlight gewesen sein dürfte. Die US-Notenbank überraschte die Märkte und beschloss die Straffung der Geldpolitik zumindest bis zum nächsten Jahr einzustellen, wenn sie eine mögliche Zinserhöhung in Betracht ziehen könnte. Nach der Einschätzung unserer Analysten könnte die Wahrscheinlichkeit für eine solche Entwicklung jedoch Richtung Null gehen, wenn in der zweiten Jahreshälfte keine Zinserhöhung erfolgen sollte. Darüber hinaus kündigte die Zentralbank an, dass sie ab Oktober den Anleihenverkauf aus ihrem Portfolio einstellen werde. In der Zwischenzeit wird die Fed das Tempo ihrer Bestände an Anleihen von 30 auf 15 Mrd. USD pro Monat reduzieren. Alles in allem war die neue Botschaft sehr dovisch, und in der Folge scheint der USD seinen großen Vorteil (Erwartung an höhere Zinsen) verloren zu haben.

Abgesehen von der Fed gab es diese Woche mehrere andere Zinsentscheide, darunter aus der Schweiz, Großbritannien und Norwegen. Die ersten beiden Zentralbanken überraschten nicht, da sie ihre geldpolitischen Rahmenbedingungen nicht änderten. Bemerkenswert ist, dass die SNB ihre Inflationsprognosen erneut senkte. Ein hawkisches Kommuniqué wurde wiederum von der Norges Bank übermittelt. Die skandinavische Zentralbank hob die Zinsen an (zum zweiten Mal in diesem Zyklus), passte ihre BIP- und CPI-Prognosen für dieses Jahr nach unten an und kündigte darüber hinaus an, dass noch in diesem Jahr weitere Zinserhöhungen erforderlich sein könnten. Infolgedessen wertete die NOK auf, und es scheint, dass diese Währung in den nächsten Monaten eine gute Grundlage hat, um diese Entwicklung fortzusetzen.

Der US-Dollar-Index (USDIDX) scheint angesichts der makroökonomischen Aussichten an Boden zu verlieren. Der Kurs bildete in der vergangenen Woche ein “Bearish-Engulfing” (Umkehrmuster) aus und konnte bisher nicht über die Spitze dieses Musters hinausbrechen. Daher könnte man vermuten, dass das Tempo eines Rückgangs an Dynamik gewinnt, sobald der Kurs den Aufwärtskanal verlässt. Quelle: xStation 5

Britische Daten mit Vorsicht zu genießen, da Brexit-Schlagzeilen überwiegen
Eine Reihe von Daten, die uns in den vergangenen Tagen angeboten wurden, hatten keinen wesentlichen Einfluss auf die britische Währung. Der Grund ist einfach und bekannt: der Brexit. Die EU hat den Antrag Großbritanniens hinsichtlich einer Fristverlängerung bis mindestens den 12. April oder sogar bis zum 22. Mai gebilligt, wenn das britische Parlament nächste Woche für die Vereinbarung von Premierministerin May stimmt. Das Pfund erfuhr am Donnerstag eine Abwertung und konnte sich danach bis zu einem gewissen Grad erholen. Dennoch besteht kein Zweifel daran, dass dieses Thema in den nächsten Tagen das GBP beeinflussen dürfte.

Die Kosten für die Absicherung gegen einen GBPUSD-Einbruch im Laufe des nächsten Monats stiegen am Donnerstag an. Quelle: Bloomberg

An der Datenfront kamen die positiven Aussichten vom britischen Arbeitsmarkt, von dem wir ein weiteres erfreuliches Lohnwachstum erhielten (3,4% im Jahresvergleich, exklusive Boni). Nachdem das Produktivitätswachstum gedämpft wurde, übt das höhere Lohnwachstum einen Aufwärtsdruck auf die Lohnstückkosten aus - ein mögliches Zeichen für die Notwendigkeit einer strafferen Geldpolitik. An der Inflationsfront unterschieden sich die Daten vom Februar nicht wesentlich von den Zahlen, die wir für den ersten Monat des Jahres erhielten - der Preisdruck ist sichtbar, hat sich aber bisher noch nicht deutlich beschleunigt. Schließlich stiegen die Einzelhandelsumsätze im März um 0,4% im Monatsvergleich, verglichen mit dem Konsens über einen Rückgang von 0,4%.

EMIs enttäuschen erneut
Die heute Morgen veröffentlichten EMI-Daten erwiesen sich als sehr beunruhigend. Mit Blick auf die Zukunft könnte man eine spürbare konjunkturelle Abschwächung in den ersten drei Monaten des Jahres in der Wirtschaft der Eurozone vermuten (siehe untere Grafik). Andererseits deuten die Verkaufsdaten zum Automobilsektor aus Deutschland darauf hin, dass sich die Situation im Februar etwas verbessert haben könnte. Im Großen und Ganzen ist die Korrelation zwischen EMI und Industrieproduktion in vielen Ländern in letzter Zeit gesunken und wirft einen Schatten auf die Umfragedaten. Es ist zu beachten, dass der EMI für das verarbeitende Gewerbe aus Deutschland im März auf den niedrigsten Stand seit Mitte 2012 (Eurokrise) fiel.

Das BIP-Wachstum in der Wirtschaft der Eurozone wird sich in diesem Quartal deutlich verlangsamen, wenn der EMI Recht behalten sollte. Quelle: Macrobond, XTB-Research

DIE UHR TICKT FÜR GROSSBRITANNIEN
Die EU hat einer Fristverlängerung für den Brexit zugestimmt. Der neue Termin ist der 22. Mai - aber nur, wenn die britische Regierung dem Brexit-Deal von May zustimmt. Ansonsten droht ein "harter" Brexit am 12. April.
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