In dieser Lektion lernen Sie:
- Warum fundamentale Faktoren für Rohstoffe entscheidend sind
- Was die Rohstoffpreise beeinflussen kann
- Warum Saisonabhängigkeit beim Handel mit Rohstoffen ein wichtiger Faktor ist
Rohstoffe sind ein einzigartiger Sektor der Finanzmärkte. Einer der interessantesten Aspekte des Rohstoffhandels ist das komplexe Verhältnis von Angebot und Nachfrage zwischen wirtschaftlichen Faktoren und Konsumgewohnheiten, dass das Potenzial für stark schwankende Preise bietet.
Während Rohstoffe wesentliche Bestandteile von Industriegütern sind, hängen ihre Produktion und ihr Verbrauch hauptsächlich von Faktoren wie Klima, Saisonabhängigkeit und Ressourcen ab. Beispielsweise haben die Ölpreise in den letzten Jahren stark gelitten, da die Schieferölproduktion schneller steigt als die Nachfrage, was zu einem Anstieg der Öllagerbestände und damit zu einem Rückgang der Ölpreise führt. Dieser Artikel erklärt alle wichtigen Aspekte beim Handel mit Rohstoffen.
Was genau versteht man unter einem Rohstoff?
Ein Rohstoff ist in der Regel eine natürliche Ressource, die verarbeitet und verkauft werden kann. Dazu gehören Dinge wie Agrargüter, Metalle, Energie, Mineralien und vieles mehr.
Es ist wichtig zu beachten, dass der An- und Verkauf von Rohstoffen in der Regel über standardisierte Terminkontrakte an mehreren Börsenplätzen erfolgt. Das bedeutet, dass Sie kein Barrel Öl kaufen und in Ihrem Garten lagern müssen. Alles was Sie tun müssen, um Rohstoffhändler zu werden, ist, einen Terminkontrakt zu kaufen. Die bekannteste und älteste Börse ist die Chicago Board of Trade [CBOT], an der ein Händler Terminkontrakte der üblichen Agrarrohstoffe wie Weizen, Mais, Hafer, Reis, Sojabohnen und viele andere kaufen kann. Dennoch hat die Tatsache, dass der Rohstoffhandel überwiegend über Kontrakte abgewickelt wird, spezielle Auswirkungen. Terminkontrakte ermöglichen es einem Händler, einen Rohstoff zu kaufen oder zu verkaufen, ohne ihn lagern zu müssen, wodurch auch Spekulanten Teil des Marktes werden können.
Deshalb können wir die Rohstoffhändler in zwei Gruppen einteilen: echte Investoren und Spekulanten. Die erste Gruppe sind physische Käufer und Produzenten von Rohstoffen, die Warenterminkontrakte zu Absicherungszwecken verwenden, für die sie ursprünglich bestimmt waren. Wenn der Terminkontrakt ausläuft, liefern oder übernehmen diese Händler den Rohstoff tatsächlich. Die zweite Art von Rohstoffhändlern sind Spekulanten. Dies sind Händler, die ausschließlich deshalb an den Rohstoffmärkten handeln, um von volatilen Preisbewegungen zu profitieren. Diese Händler beabsichtigen niemals, die Lieferung des eigentlichen Rohstoffs bei Auslaufen des Terminkontrakts vorzunehmen oder anzunehmen. Dies kann erhebliche Auswirkungen auf die Preise haben. Kehren wir nochmal zum Öl zurück, dessen Preise im ersten Quartal 2016 stark zurückgingen. Die Entwicklung wurde von den Fundamentaldaten unterstützt, sie wurde aber vor allem von Spekulanten erzwungen, die mit einem Rückgang des Ölpreises auf 10 Dollar pro Barrel rechneten. Als Rohstoffhändler sollten Sie diesen Aspekt berücksichtigen.
Die Fundamentalanalyse kann entscheidend sein:
Während technische Analysen für den Rohstoffhandel nützlich sind, konzentrieren sich viele Händler auf die fundamentalen Faktoren. Aber warum ist das so?
Grundlage der Fundamentalanalyse ist Angebot und Nachfrage. Angebot und Nachfrage laufen auf eine einfache Gleichung hinaus. Allerdings wird es komplizierter, wenn Sie versuchen, die Preise für die Zukunft vorherzusagen. Rohstoffe werden in der Regel in Zyklen gehandelt, manchmal sind die Vorräte knapp und die Preise hoch. In anderen Fällen gibt es einen Rohstoff im Überfluss und die Preise fallen. Generell lassen sich die Preisbewegungen bei Rohstoffen mit Fundamentalanalyse in zwei einfache Formeln unterteilen:
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Ist die Nachfrage höher als das Angebot, sollten die Preise steigen.
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Ist das Angebot höher als die Nachfrage, dann sollten die Preise fallen.
Natürlich funktionieren diese Regeln im Allgemeinen, aber das bedeutet nicht, dass es keine Ausnahmen gibt. Der Finanzmarkt ist ein komplizierter Ort mit vielen Faktoren, die die Preise beeinflussen können, auch die der Rohstoffe.
Wie bereits erwähnt, können Angebotsveränderungen für Rohstoffe eine entscheidende Rolle spielen. Das Angebot einer Ware ist die Menge, die aus den Vorjahren der Produktion übertragen wird, und der Menge, die im laufenden Jahr produziert wird. So umfasst das aktuelle Angebot an Sojabohnen beispielsweise die Anbaupflanzen im Boden und den Rest des vergangenen Erntejahres. Je höher dieses Angebot ist (bei stabiler Nachfrage), desto niedriger sollten die Preise sein. Das Angebot kann durch viele Faktoren beeinflusst werden, beispielsweise durch das Wetter, die Gesamtzahl der Anbauflächen, Produktionsstreiks, Pflanzenkrankheiten und Technologie.
Die andere Seite der Gleichung ist die Nachfrage. Das ist die Menge, die bei einem bestimmten Preisniveau verbraucht wird. In der Regel steigt die Nachfrage, wenn sich der Preis eines Rohstoffs nach unten bewegt. Andererseits sinkt sie, wenn sich der Preis eines Rohstoffs nach oben bewegt. Denken Sie an ein einfaches Beispiel: Je teurer Benzin ist, desto weniger Menschen können es sich leisten und desto geringer ist die Nachfrage. In einer Situation, in der sich die Preise für Benzin verdoppeln, würden Sie sich wahrscheinlich dafür entscheiden, statt mit dem Auto mit dem Bus oder dem Fahrrad zu fahren. Das bedeutet, dass Ihr Bedarf an Benzin, also an Öl, geringer ist.
Bezieht sich der Hauptaspekt der Analyse der Rohstoffe auf Nachfrage oder Angebot, dann betrachten wir einmal, welche Daten Sie sich ansehen sollten, um zu beurteilen, ob die Preise fallen oder steigen werden.
Zu betrachtende Daten:
Wie bereits erwähnt, kann das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage für die Rohstoffpreise entscheidend sein. Deshalb ist es wichtig, die Veröffentlichung von Daten im Auge zu behalten. Beispielsweise betrachten Ölhändler die wöchentlichen Veränderungen der Ölvorräte des Department of Energy, um zu sehen, ob Angebot oder Nachfrage die Marktrichtung vorgeben. Ein Anstieg der Vorräte ist ein zur Baisse tendierendes Zeichen, da es signalisiert, dass das Angebot größer als die Nachfrage ist. Hier sind die zwei wichtigsten Arten von Berichten, die beobachtet werden sollten:
- Bestandsveränderungen – Wie am Beispiel Öl gezeigt, sind Bestandsveränderungen eine interessante Möglichkeit, um zu sehen, ob eine Nachfrage oder Prognose derzeit eine größere Rolle am Markt spielt. Jeder Rohstoff hat seine eigene Art von Bericht und eine eigene Häufigkeit der Veröffentlichung, daher ist es wichtig, bei diesen auf dem Laufenden zu sein. Hier sind einige Berichte, die man sich ansehen sollte: Öl – API, DOE, Veröffentlichung jede Woche; Agrarrohstoffe – USDA-Bericht, am Ende jedes Monats veröffentlicht.
- Bilanzberichte – Während Bestandsveränderungen zeigen könnten, welche Seite den Markt derzeit antreibt, könnten Bilanzberichte diese Hinweise bestätigen oder negieren. Sie werden seltener veröffentlicht als Berichte über Bestandsveränderungen, können aber wichtigere Informationen enthalten. So ist beispielsweise der monatliche Bericht der OPEC über die Lage auf dem Ölmarkt eine Art Bilanzbericht. Er zeigt Veränderungen in Nachfrage, Angebot und Produktion auf und enthält Prognosen für die kommenden Monate.
Jeder Rohstoff hat seine eigenen Berichte, die es wert sind, betrachtet zu werden, also sollten Sie sich mit ihnen vertraut machen, bevor Sie mit dem Handel von Rohstoffen beginnen. Der Zeitpunkt der Veröffentlichung ist in der Regel ein Moment mit starker Zunahme der Volatilität, daher sollten Sie wissen, wann diese Berichte veröffentlicht werden.
Saisonabhängigkeit und Wetter:
Die Saisonabhängigkeit ist ein wichtiger Bestandteil der Fundamentalanalyse von Rohstoffen. Während Währungen und Indizes sich im Jahresverlauf eher zufällig entwickeln, könnten Rohstoffe zu einem bestimmten Zeitpunkt im Jahr eine bestimmte Entwicklung erleben.
Einige Rohstoffe wie Mais und Weizen weisen aufgrund der jährlichen Wachstumszyklen Preistendenzen auf. So tendieren die Märkte beispielsweise dazu, die Preise während der Erntezeit nach unten zu drücken, weil das Angebot reichlich und das Risiko unbekannter Wettereinflüsse auf die Ernte keine Rolle mehr spielt. Umgekehrt sind die Getreidepreise während der Pflanz- und Wachstumsperioden häufig höher, da Spekulanten einen Aufschlag für Wetterrisiken einpreisen. Andere Rohstoffe wie Erdöl, Erdgas und Edelmetalle haben keine vordefinierten Produktionszyklen auf Saisonbasis, im Gegensatz zu den Verbrauchern dieser Produkte. So sind beispielsweise die Ölpreise im Frühjahr in Erwartung einer starken Fahrsaison im Sommer oft höher, und die Erdgaspreise steigen im Herbst, da die Energieversorger einen Vorrat für die Wintermonate anlegen.
Betrachten wir ein konkretes Beispiel: Ende Januar ist oft der Beginn einer Getreide-Hausse, beispielsweise bei Mais und Sojabohnen. Bei Sojabohnen erstreckt sich die saisonale Rallye in der Regel bis in die frühen Sommermonate. Andererseits geht dem Mais im März oft die Puste aus. Die Stärke bei Getreide ist in der Regel das Ergebnis von Risikoaufschlägen, die als Unsicherheit über die bevorstehende Anbausaison in die Märkte eingepreist werden. Beim Pflanzen können viele Dinge schiefgehen, und die Händler wissen, dass ein Aufwärtstrend bei Getreide der Handel des Jahres sein kann, wenn die Pflanzsaison nicht den Erwartungen entspricht.
Das führt zu einem weiteren Faktor, den man sich ansehen sollte. Wie zuvor gezeigt, kann auch das Wetter eine wichtige Rolle auf dem Rohstoffmarkt spielen. Je kälter es wird, desto teurer kann Erdgas werden. Außerdem könnte das kalte Wetter schädlich für die Ernten sein, was zu höheren Preisen bei Weizen und anderen Agrarrohstoffen führen könnte. Daher sollte nicht nur die Saisonabhängigkeit selbst, sondern auch das Wetter berücksichtigt werden.
Gibt es also ein regelmäßiges Muster, das auf einen Rohstoffmarkt hinsichtlich der Saisonabhängigkeit angewendet werden könnte? Eigentlich nicht. Jahreszeiten sind einfach ein Instrument, das anzeigt, was Märkte häufig in der Vergangenheit getan haben, aber sie zeigen nicht notwendigerweise, was in diesem Jahr geschieht, und ebenso wenig, wie häufig sich die Vergangenheit zukünftig im Durchschnitt wiederholt. Dennoch besteht die Chance, dass die Vergangenheit sich wiederholt und es könnte von Vorteil sein, die saisonalen Muster zu betrachten, bevor man tätig wird.
Ein spannender Markt:
Der Rohstoffmarkt unterscheidet sich geringfügig von anderen Märkten. Am wichtigsten sind fundamentale Aspekte, aber auch die technische Analyse kann eine Rolle spielen. Beim Handel mit Rohstoffen muss ein Händler jedoch verschiedene Aspekte berücksichtigen, einschließlich Saisonabhängigkeit oder Wetter. Außerdem sollten Sie auch daran denken, dass jeder Rohstoff seine eigenen Gesetze hat. Das bedeutet, dass etwas, das auf dem Ölmarkt funktioniert, bei Anwendung auf Weizen oder andere Agrarrohstoffe nutzlos sein könnte. Abschließend könnte man sagen: Der Rohstoffmarkt ist definitiv einer der spannendsten Märkte für den Handel.