Börsenkommentar: Wie steht es um die Cannabis-Firmen?

16:05 12. Dezember 2019

++ Cannabis-Sektor entwickelte sich im Jahr 2019 schlecht ++ Lagerbestände könnten mehr als zwei Jahre der aktuellen Nachfrage decken ++ Alternative Cannabis-Produkte könnten Mitte Dezember 2019 auf den Markt kommen ++ Kanadische Provinzen wollen Anzahl der Einzelhandelsgeschäfte erhöhen ++ USCANNA-Index stoppte Abwärtsbewegung und tendiert seitwärts ++

Kanada war die erste große entwickelte Volkswirtschaft, die den Freizeitkonsum von Cannabis im Oktober 2018 vollständig legalisiert hat. Die Legalisierung bildete die Grundlage für die entstandene Cannabis-Industrie. Während die anfänglichen Erwartungen hoch waren, erwies sich das erste Jahr nach der Legalisierung als schwierig. Der USCANNA-Index verlor in den letzten sechs Monaten über 50% an Wert. In diesem Kommentar sollen die Hintergründe aufgearbeitet und die Chancen auf eine Erholung bewertet werden.

HOHE GEWINNE BLEIBEN AUS
Cannabis-Aktien stiegen Ende 2018 und Anfang 2019 an. Der BITA-Global-Cannabis-Giants-Index (USCANNA in der xStation 5) stieg zwischen dem 21. Dezember 2018 und dem 21. März 2019 um fast 70%. Die Aktienkurse der Unternehmen wurden durch die Zusage von hohen Gewinnen sowie M&A-Aktivitäten in der Branche gestützt. Die Realität zeichnete jedoch ein anderes Bild. Die Aufteilung der Lizenzvergabe für Produzenten und Händler auf Bundes- und Provinzbehörden erwies sich als schlecht. Die Provinzbehörden, die für die Erteilung der Lizenz für Einzelhändler zuständig sind, überprüften die Anträge nur sehr langsam, während die Bundesbehörden eine schnellere Prüfung vornahmen.

Auch wenn der Freizeit-Cannabiskonsum in Kanada legal ist, bedeutet das nicht, dass der Kauf des Produkts einfach ist. Im Juli 2019 gab es nur 407 Geschäfte, die Cannabis verkauften. In Ontario und Quebec ist die unzureichende Anzahl von Geschäften das größte Problem. In den beiden Provinzen leben mehr als 60% der kanadischen Bevölkerung, allerdings sind dort nur ca. 10% aller Cannabis-Läden zu finden. Quelle: Statistics Canada

KANADISCHE UNTERNEHMEN SITZEN AUF GROßEN CANNABIS-VORRÄTEN
Die Investitionen ließen die Produktionskapazität steigen, während eine kleine Anzahl von Einzelhandelsgeschäften den Verkauf von Produkten erschwerte. Im Laufe der Zeit begannen die Cannabis-Bestände in Kanada zu steigen. Ende August 2019 hielten Produzenten, Verarbeiter, Distributoren und Einzelhändler fast 400 Tonnen Cannabis in ihren Beständen - 30 mal mehr als der monatliche Umsatz. Da die Produzenten Schwierigkeiten hatten, ihr Produkt zu verkaufen, wurden die Preise gesenkt, was die Margen unter Druck setzte. Die Angebotsüberflutung veranlasste einige Unternehmen auch, Investitionen in Produktionsanlagen zurückzuhalten und Fusionspläne zu verschieben. Wie man sieht, war ein deutlicher Rückgang der Bewertungen der Cannabis-Firmen aus fundamentaler Sicht völlig gerechtfertigt. Ein neues Cannabis-Gesetz könnte jedoch das Blatt für den Sektor wenden.

Eine unzureichende Anzahl von Einzelhandelsgeschäften begrenzt den Cannabis-Verkauf in Kanada. Ende August 2019 hatten Produzenten, Verarbeiter, Distributoren und Einzelhändler fast 400 Tonnen des Produkts auf Lager. Damit liegt die Bestandsquote für den Monat bei über 30. Die Verschiebung von Investitionsprojekten sowie die Einführung von Cannabis 2.0 könnten jedoch dazu beitragen, die Lagerbestände zu reduzieren. Quelle: Health Canada

VERZEHRBARE CANNABIS-PRODUKTE KÖNNTEN LAGERBESTÄNDE REDUZIEREN
Der sogenannte „Cannabis 2.0 Act” ist Mitte Oktober in Kraft getreten. Das Gesetz erlaubt die Vermarktung von Cannabis-Produkten, wie z.B. Lebensmitteln oder Getränken. Laut einer von Deloitte durchgeführten Umfrage konsumieren rund 24% der kanadischen Erwachsenen bereits Cannabis-Lebensmittel oder sind daran interessiert, alternative Cannabis-Produkte auszuprobieren, nachdem sie legalisiert wurden. Damit liegt die Zahl der potenziellen Verbraucher bei fast 7,5 Mio. Diese Produkte benötigen jedoch größere Mengen an Cannabis zur Verarbeitung, weshalb sie die Lagerbestände reduzieren könnten. Darüber hinaus ist es unwahrscheinlich, dass neue Produkte die Einnahmen des restlichen Sektors belasten, da die Deloitte-Umfrage zeigt, dass nur 25% der derzeitigen Nutzer und 16% der potenziellen Nutzer bereit seien, Cannabis durch alternative Cannabis-Produkte zu ersetzen. Der verbleibende Teil der Befragten weiß es entweder nicht (31% in beiden Kategorien) oder ist bereit zusätzlich zu den bereits verwendeten Produkten neue Produkte zu kaufen (44% der derzeitigen Nutzer und 53% der potenziellen Nutzer).

AUSBLICK FÜR DIE CANNABIS-BRANCHE
Cannabis-Lebensmittel wurden Mitte Oktober legalisiert, aber der eigentliche Verkauf des Produkts wird voraussichtlich erst Mitte Dezember 2019 beginnen. Allerdings sollte das Angebot neuer Produkte keinen großen Einfluss auf die Ergebnisse von 2019 haben, könnte aber im Jahr 2020 eine bedeutende Rolle spielen. Während die Einführung alternativer Cannabis-Produkte als Chance für den Sektor angesehen werden kann, sollte man nicht vergessen, dass die Legalisierung im Jahr 2018 ebenfalls als Chance angesehen wurde. Viel wird davon abhängen, ob die Zahl der Einzelhandelsgeschäfte steigt, denn selbst das beste Produkt ist nichts wert, wenn man es nicht verkaufen kann. Es wird geschätzt, dass der Mangel an Einzelhandelsgeschäften den Cannabis-Verkauf in Kanada im vergangenen Jahr um etwa die Hälfte eingeschränkt hat. Glücklicherweise gibt es Spielraum für eine Änderung, da einige Provinzen, darunter Ontario, das Angebot an entsprechenden Lizenzen im nächsten Jahr deutlich erhöhen wollen.

Der USCANNA befindet sich bereits seit ca. acht Monaten in einer Abwärtsbewegung. Der Druck ließ in letzter Zeit nach, und der Index begann sich im Bereich von 435 bis 460 Punkten seitwärts zu bewegen. Es ist nicht auszuschließen, dass der Index bis zur Veröffentlichung der Ergebnisberichte für das erste Quartal 2020 seine Seitwärtsphase fortsetzt, da diese zeigen werden, ob der „Cannabis 2.0 Act” die Ergebnisse der Unternehmen steigern konnte. Bei einem Ausbruch aus dem Konsolidierungsbereich sollte die obere und untere Grenze der Overbalance-Struktur (Widerstand bei 507 Punkten und Unterstützung bei 411 Punkten) beobachtet werden. Quelle: xStation 5
 

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